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17.10.2023

Von regionaler Kita-Küche, Güllelagunen und neuen Wegen im Waldbau: Land- und forstwirtschaftliche Bereisung 2023 im Landkreis Würzburg

Ein offener Austausch und Verständnis für die Arbeit des jeweils anderen: So lauten die Ziele der alljährlichen land- und forstwirtschaftlichen Bereisung des Würzburger Landrats Thomas Eberth gemeinsam mit Vertretern der Landkreisverwaltung und des Bauernverbands und organisiert vom Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg.

„Wenn man sich ämterübergreifend mit den wichtigen Gesellschaftsthemen beschäftigt, dann bringt uns das alle weiter“, freute sich Landrat Thomas Eberth auf die gemeinsame Diskussion über die Landwirtschaft der Zukunft. Auf dem Plan standen die Erzeugung und Verarbeitung regionaler Lebensmittel, Pilotprojekte für den Waldbau der Zukunft sowie die Lagerung von Gülle.

Güllelagune als Alternative für Betonbecken

Den ersten Halt machte die Gruppe um Landrat Thomas Eberth am Milchviehbetrieb mit rund 60 Tieren von Gerhard Brandmann in Biebelried. Knapp hinter der Landkreisgrenze im Kreis Kitzingen gelegen wurde dort eine sogenannte „Güllelagune“ begutachtet. Bauern dürfen ihre Gülle nicht das ganze Jahr über auf die Felder bringen. Je nach Nitratbelastung im Boden und Witterung gibt es Sperrfristen. Was also tun, wenn etwa die Lagerkapazitäten erschöpft sind?

Eine Güllelagune – vereinfacht: eine mit einer speziellen Kunststofffolie abgedichtete Grube – bot Familie Brandmann eine Alternative zur Erweiterung der bestehenden Güllegrube aus Beton. Im Gegensatz zu einem Betonbecken sind Bau und Rückbau deutliche günstiger sowie einfach und schnell möglich. Nach dem Ende der Nutzung kann die Abdicht-Folie über die Reststoffverwertung recycelt werden. Nachhaltig, ökologisch und auch sicher, waren sich die Experten einig.

Pilotprojekte: Aufforstung mit Tröpfchenbewässerung und Mittelwaldbewirtschaftung

Bei Rottendorf standen gleich zwei Projekte mit Relevanz für den Waldumbau der Zukunft zur Besichtigung. In einem von Trockenheit gezeichneten Teil des Gemeindewalds läuft derzeit ein bundesweit einzigartiges Aufforstungsprojekt, bei dem 9.000 Baumsetzlinge mit der Hilfe von Tröpfchenbewässerung herangezogen werden, bis sie sich selbst versorgen können. Die einzelnen Baumsorten erhalten dabei unterschiedliche Mengen an Wasser. Wissenschaftlich begleitet soll der Versuch Aufschlüsse geben über einen an den Klimawandel angepassten Waldbau, den Umgang mit Wasser und hitzeresistente Baumarten.

Ebenfalls neu: Der Wald der Holzrechtlergemeinschaft Rottendorf nahe dem Gemeindeteil Rothof, wird künftig als sogenannter Mittelwald bewirtschaftet. Mit einer Mischung aus Blühfeldern, Strauchbewuchs und alten, hohen Bäumen soll dadurch langfristig bei regelmäßiger Entnahme von Holz die Artenvielfalt profitieren.

Drohende Gefahr für die Zuckerrübe: Die Schilf-Glasflügelzikade

Ein Treffen mit Vertretern des Unternehmens Südzucker rückte den Fokus auf eines der wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Region, die Zuckerrübe. Als ertragreiches Gewächs, das gleichzeitig große Mengen an Nitrat und Stickstoff binden kann, ist die Zuckerrübe ökoklogisch wertvoll und bestens für den Klimawandel geeignet, da sie bei längeren Trockenphasen „schläft“ und bei passendem Wetter weiterwachsen kann.

Ein Schädling bedroht den Zuckerrübenanbau derzeit jedoch: Die Schilf-Glasflügelzikade befällt Rüben, Getreide und Weinreben in ganz Süddeutschland – und verbreitet eine Bakterienkrankheit, die den Zuckergehalt in der Pflanze und damit den Ertrag deutlich reduziert. Südzucker forscht daher mit dem Verband der fränkischen Zuckerrübenanbauer und dem AELF Kitzingen-Würzburg an einer Lösung. Kritik wurde in diesem Zusammenhang am Vorgehen der EU geübt: Mit dem „Green Deal“ sollen chemische Mittel langfristig nur im äußersten Notfall eingesetzt werden. Die Vertreter von Südzucker und Bauernverband warnten davor, dass dadurch der Zuckerrübenanbau in der Region Würzburg in Frage gestellt werden könnte.

Gesunde Kita-Küche: Das „Rottendorfer Modell“ im Kinderhaus am Grasholz

Vom Erzeuger zum Endverbraucher: Bei einem Besuch im Kinderhaus am Grasholz in Rottendorf stellten Kita-Leitung und Beschäftigte die hauseigene Frischeküche vor. Unter Einhaltung höchster Standards werden hier täglich rund 400 Essen fast ausschließlich aus regionalen, saisonalen und zum Teil mit Bio-Lebensmitteln hergestellt. 300 Portionen gehen in andere Einrichtungen der Gemeinde. Im Kinderhaus am Grasholz ist die Freude über das vorwiegend vegetarische Angebot allerdings doppelt groß: Hier dürfen interessierte Kinder beim Kochen helfen. „Wenn die Kinder die Karotten oder Zucchini selbst geschnippelt haben, sind die Berührungsängste mit gesundem Essen deutlich kleiner“, versichert Küchenleiterin Katja Zeitler.