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04.10.2023

Tag der Innenentwicklung 2023 im Landkreis Würzburg: »Neues Leben in alten Mauern«
- Vorzeige-Sanierungen begeistern Besucher am Schau- und Informationstag

„Wie würden unsere fränkischen Ortskerne aussehen, wenn die Altorte leer stehen, weil Gebäude im Laufe der Jahre ihre Funktion verloren haben?“, fragte Landrat Thomas Eberth zum Auftakt am Tag der Innenentwicklung 2023. Die Entwicklung in die Außenbereiche und das Aussterben der Ortskerne – Eberth nennt es das Modell Donut. „Als fränkischer Gourmet will ich aber keinen Donut, sondern den Krapfen, wo das Beste städtebaulich in der Mitte ist.“ Auf seinem Vergleich fußt eine eigene Innenentwicklungsstrategie des Landkreises Würzburg, die seit April 2021 verschiedene Förderungen anbietet und bei einer Erstbauberatung ansetzt. Und das Konzept fruchtet. „Fast in jeder Gasse tut sich jetzt was“, freut sich Eibelstadts Bürgermeister Markus Schenk, einer der Gastgeber am Schau- und Informationstag.

Insgesamt sieben Vorzeige-Projekte konnten am Tag der Innenentwicklung 2023 in verschiedenen Gemeinden des Landkreises Würzburg besichtigt werden. Ausgezeichnete Beispiele, bei denen die Transformation vom Leerstand zu neuem Leben gelungen oder in vollem Gange ist. Eibelstadt habe seit 2015 umfangreich den Erhalt der Altstadt vorbereitet, unter anderem mit dem Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK), einem Gestaltungshandbuch und eigenem Förderprogramm, so der Bürgermeister. Vom Innenentwicklungsmanager der Stadt hatte sich Sanierer Eduard Krause jedenfalls außerordentlich gut unterstützt gefühlt. Jemanden mit dieser Funktion gebe es inzwischen in jeder Kommune, ermuntert Meike Mendow, im Landratsamt für die Innenentwicklung zuständig, sich die kostenlose Beratung einzuholen.

Viele, viele Arbeitsstunden: Leistung der Bauherren werden bewundert

In Eibelstadt war Familie Krause gleich mit zwei Immobilien vertreten, der fünften und sechsten Sanierung ihrer persönlichen Bilanz und mit einem Plus von fünf neuen Wohnungen: dem prächtigen Fachwerkhaus in der Falltorgasse 12 und dem Bauern- und Handwerkerhaus, der aktuellen Baustelle in der Würzburger Straße 2. Ein ganzes Jahr lang habe er sich nur mit dem Gebäude auseinandergesetzt, sagt der Bauingenieur, früher Projektmanager für Fassadenbau: „Zeit ist das Wichtigste. Wenn Sie schnell einsteigen, treffen Sie Fehlentscheidungen.“ Dass Altbausanierer das Abenteuer des Unerwarteten lockt, es wird auch bei Felix Löscher deutlich. Der Bautechniker hat sich der goldenen Laus angenommen, des letzten alten Häcker- und Taglöhnerhäuschens in Eibelstadt, einem Tiny House im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Tag der Innenentwicklung ist gleichzeitig der Tag der Bewunderung, unter anderem für enorme Eigenleistungen. 3800 Stunden sind es bereits in Aub – und noch etliche Monate bis zum Einzug. Dafür war es das Haus, bei dem sich Annemarie und Christian Kolb nach einigen Liebäugeleien sofort sicher waren. Den Keller fast einen halben Meter tiefer zu graben, der einerseits trocken zu legen war, andererseits eine zweite Wohneinheit oder eben das Büro aufnehmen kann – es sei der anstrengendste Part gewesen, so Christian Kolb.

In Gaubüttelbrunn, wo die beiden Sanierungsobjekte, große fränkische Dreiseithöfe, nur vier Hausnummern auseinanderliegen, zogen diese eine überraschend große Schar Besucher und Gratulanten an. „Respekt, wie da immer alle am Arbeiten waren“, würdigt eine Gaubüttelbrunnerin die siebenköpfige Familie Sanierungsteam Zehnter. 300 Quadratmeter Beton-Pflastersteine ausgraben und säubern gehörte dazu, um sie wieder in die Hoffläche einzubauen. „60 Tonnen! Sehr nachhaltig“, findet Martin Zehnter. Tatsächlich habe es vom Landkreis einen Recycling-Zuschuss aus dem Innenentwicklungsprogramm dafür gegeben, so der Bauherr. Zwei Wohnungen sind aus dem alten Getreidelager und Hühnerstall im alten Hof-Nebengebäude geworden – mit hohem Wohlfühl-Wert, wie Jacqueline Männl und Tobias Thiele als zugezogene Mieter versichern: „Der Ort, die Leute, die Wohnung – wie fühlen uns wohl in Gaubüttelbrunn.“

Tagelang konnte man auch Sabrina Busch beim Verfugen der Muschelkalk-Fassaden an ihrem künftigen Wohnhaus beobachten. Dem gerade fertig gestellten Innenausbau sieht man zudem die handwerkliche Präzision des Schreinermeisters Daniel Breunig an. Eine große Glasfront zum Hof hin wird die Lichtquelle für ein großes Wohnzimmer sein. Auch Lukas Neuner in Untereisenheim arbeitet mit einer solchen Glasfront, bei der die alten Scheunentore zu Fensterläden werden. Muschelkalk, Holz und Glas – damit hat der Architekt die Scheune ausgebaut, bzw. hölzerne Einbauten beidseits der Wohnhalle eingebaut, die Räume und Stauraum gleichermaßen bieten. Den bayerischen Staatsehrenpreis „Dorferneuerung und Baukultur“ zeichnet diese Lösung aus – und einen glücklichen Bauherrn und Musiker, der Wohnraum und Bühne vereint hat.

Impressionen vom Tag der Innenentwicklung 2023 sind unter www.landkreis-wuerzburg.de/innenentwicklung zu finden.