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05.03.2024

Flüchtlingsunterkünfte, digitale Bauakten und eine unübersichtliche Kreuzung am Ortseingang: Das beschäftigt die Gemeinde Güntersleben in 2024

Günterslebens Bürgermeister Michael Freudenberger und sein Bauhofteam hätten das Ortsschild am südlichen Ortseingang in Richtung Veitshöchheim gerne versetzt. Zu schnell kämen dort viele Autofahrer die abschüssige Kreisstraße hinab in die Gemeinde gerauscht. Trotz der Beschränkung auf 70 km/h komme es an der Einmündung des Mühlwegs, die Zu- und Ausfahrt des Bauhofs, immer wieder zu gefährlichen Situationen. Wenn die innerörtlichen 50 km/h bereits dort gelten würden, könnte das Gefahrenpotenzial aus Sicht des Bürgermeisters deutlich reduziert werden.

Landrat Thomas Eberth und Nina Opfermann, als Juristin für den Geschäftsbereich Kommunales, Sicherheit und Verkehr im Landkreis zuständig, mussten dem Bürgermeister in dieser Sache allerdings eine Absage erteilen. Der Landrat besuchte die Gemeinde Güntersleben mit einer Abordnung des Landratsamts und löste damit einmal mehr sein Versprechen zum Amtsantritt ein. Eberth will in seiner Amtszeit alle 52 Gemeinden besuchen, um die Handelnden vor Ort persönlich kennenzulernen und bei den anstehenden Herausforderungen zu helfen. In Sachen Ortsschild seien dem Landratsamt allerdings die Hände gebunden: Die Polizei habe keine erhöhten Unfallzahlen feststellen können und die Straßenverkehrsordnung gebe keinen Spielraum für Änderung, erklärte Nina Opfermann.

Geflüchtete in der Gemeinde: Schwierige Integrationsarbeit steht bevor

Für Michael Freudenberger ist der Besuch das erste Arbeitstreffen mit Landrat Thomas Eberth. Er befindet sich nun etwas mehr als 100 Tage im Amt, nachdem er die Bürgermeister-Wahl 2023 gegen die bisherige Amtsinhaberin Klara Schömig für sich entscheiden konnte. Seitdem sei neben den Verkehrsthemen vor allem die Unterbringung von Flüchtlingen das große Thema für ihn und die Gemeindeverwaltung gewesen, so Freudenberger. In Güntersleben sind derzeit rund 150 Geflüchtete untergebracht, erst im November wurde eine Notunterkunft eröffnet. „Im Großen und Ganzen funktioniert’s“, bewertete Bürgermeister Freudenberger die aktuelle Situation. Nun stünden allerdings „Folgeprobleme“ an, die gelöst werden müssen. Kitas und Schulen müssten zusätzlich Kapazitäten schaffen, immer wieder würden kleinere Konflikte im Zusammenleben aufkeimen, der örtliche Helferkreis sei müde und frustriert.

Die Beobachtungen der Verantwortlichen in Güntersleben könnten derzeit auf viele andere Kommunen übertragen werden, bestätigte auch Landrat Thomas Eberth. Doch auch wenn die Akzeptanz in der Bevölkerung immer weiter sinke: Am Ende habe man die herausfordernde Situation im Jahr 2023 wieder durch eine gemeinsame Kraftanstrengung bewältigt. „Die Frage ist: Wann schaffen wir das nicht mehr? Wir brauchen schnellstmöglich gesamteuropäische Antworten auf die Migrationsfragen.“

Digitale Bauakten: Güntersleben als Testgemeinde für Austausch von Archiv-Akten

Positive Nachrichten überbrachte Dr. Benedikt Kaufmann an die Gemeindeverwaltung: Die Untere Bauaufsichtsbehörde am Landratsamt könne der Gemeinde Archivakten aus dem Bauamt aus den Jahren 1945 bis 1973 nun auch digital zur Verfügung stellen. Die Verwaltung in Güntersleben hatte um Zugriff gebeten, um die eigene Archivierung zu vereinfachen. Noch immer sei die Digitalisierung der Verwaltungen allerdings nicht so weit fortgeschritten, dass alle vorhandenen Daten auch wirklich von unterschiedlichen Stellen genutzt werden könnten, räumte Landrat Eberth ein. Oft hapere es an den passenden Schnittstellen. Mit Güntersleben wolle man aber nun ein gangbares Prozedere ausloten, um den Austausch der digitalisierten Archiv-Akten des Bauamts künftig auch mit den anderen Landkreisgemeinden möglich zu machen.

Als weitere Themen diskutierten Bürgermeister, Landrat und die Vertreter der beiden Verwaltungen auch die insgesamt angespannte Haushaltssituation und die gestiegenen Kosten im Straßenbau. Bürgermeister Michael Freudenberger äußerte zudem seine Sorge bei der Suche nach Auszubildenden. Auch die Gemeinde Güntersleben habe inzwischen den Ausbildungspakt mit dem Landratsamt geschlossen. Ausbildungen in der Gemeinde beinhalten daher künftig verpflichtende Stationen in der Kreisverwaltung. „Ich glaube, dass die gemeinsame Ausbildung von Gemeinde und Landratsamt wirklich attraktiv ist. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können deutlich mehr Arbeitsbereiche kennenlernen und sind nach ihrem Abschluss vielseitig einsetzbar“, so Eberth.

„Auch die Gemeinde Güntersleben steht derzeit vor den großen Herausforderungen unserer Zeit“, resümierte Landrat Thomas Eberth seinen Besuch. „Bürgermeister und Verwaltung sind aber bestens gerüstet, um diese Herausforderungen anzugehen. Gemeinsam wollen wir mit ihnen Lösungen finden, um verlässliche Partner für unsere Bürgerinnen und Bürger zu sein.“