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04.10.2023

Bürgermeisterinnen und Bürgermeister auf Informationstour in Regensburg: Warum im Landkreis Würzburg nichts auf die lange Bank geschoben wird

Von einem gemeinsamen Ausbildungspakt in der Verwaltung bis hin zur interkommunalen Verkehrsüberwachung: gemeindeübergreifende Zusammenarbeit wird immer wichtiger und vielfältiger. „Damit sich die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis Würzburg gegenseitig unkompliziert unterstützen können, ist ein Austausch auch außerhalb des Arbeitsalltags notwendig und förderlich“, ist Landrat Thomas Eberth überzeugt. In Abstimmung mit der Kreisvorsitzenden des Bayerischen Gemeindetags, Hettstadts Gemeindechefin Andrea Rothenbucher, lud Eberth deshalb zu einer zweitägigen Informations- und Vernetzungsfahrt nach Regensburg ein.

„Stadt und Landkreis Regensburg sind von ihrer Raumstruktur, Einwohnerzahl sowie ihren Herausforderungen im Bereich Mobilität und interkommunale Zusammenarbeit vergleichbar mit Würzburg Stadt und Land“, erklärte Eberth, warum die Wahl des Ziels auf die Region im Herzen der Oberpfalz fiel.

Komplettiert wurde die Landkreisdelegation von den Geschäftsbereichsleiterinnen und -leitern des Landratsamts, dem Leiter des Zentralbereichs, dem Leiter der Stabsstelle Landrat und dem Fachbereichsleiter des Büros des Landrats.

Im Kurfürstenzimmer des Alten Rathauses begrüßte Dr. Thomas Burger, erster weiterer Stellvertreter der Regensburger Oberbürgermeisterin, die Gäste. Er skizzierte die wirtschaftliche Entwicklung seiner Stadt, die mit der zweithöchsten Arbeitsplatzdichte unter den deutschen Großstädten punktet. Für die UNESCO-Welterbestadt ergeben sich dadurch aber auch Herausforderungen: „Was schützen wir und wo entwickeln wir uns weiter, sodass der Charakter der Stadt erhalten bleibt, ohne dass wir in einem Museum leben“, fasste Burger zusammen. Die barrierefreie Ertüchtigung des Alten Rathauses sei ein schönes Beispiel für dieses Spannungsverhältnis.

Regensburger Redewendungen: von offenen Fenstern und langen Bänken

Das Regensburger Rathaus zählt zu den ältesten mittelalterlichen Rathäusern Süddeutschlands. Bereits 1594 wurde Regensburg zum Versammlungsort des Reichstags und der Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation bestimmt. Der Tagungsraum des sogenannten Immerwährenden Reichstags ist bis heute erhalten. Ebenso wie zahlreiche Redewendungen, die im Alten Rathaus geboren sein sollen. Um sich die Gunst des Volkes zu erhalten, habe der Kaiser sprichwörtlich „das Geld zum Fenster hinausgeworfen“ – also Münzen auf die wartende Menge regnen lassen, berichtete Burger. Auch der Ausdruck „etwas auf die lange Bank schieben“ habe seinen Ursprung im Immerwährenden Reichstag. An der Fensterfront des Reichssaals stand damals eine lange Bank, auf der sich Gesetzesinitiativen und Eingaben gestapelt haben sollen.

Burger und Eberth waren sich einig, dass die Herausforderungen, vor denen die Kommunen derzeit stehen, weder einen verschwenderischen Umgang mit Haushaltsmitteln noch eine Verschleppung von Entscheidungen zulasse.

Nach dem Empfang im Rathaus stand ein Treffen mit dem stellvertretenden Landrat Willi Hogger, zwei Bürgermeistern aus dem Landkreis Regensburg und Vertretern aus dem Landratsamt auf dem Programm. Leitgedanke des Austauschs: Wo sind die Gemeinden im Verbund stärker als alleine? Ein Beispiel erfolgreicher Zusammenarbeit ist der Verein „Kommunale Archivpflege im Landkreis Regensburg“. Der Verein unterstützt seine Mitgliedsgemeinden beim Aufbau und der Betreuung ihrer Archive.


Gemeinsame Herausforderung Mobilität und ländlicher Raum

Außerdem ist die Entwicklung des Ländlichen Raums für die Region Regensburg ein großes Thema. Mit einer Fläche von ca. 1.400 Quadratkilometern gehört der Landkreis Regensburg zu den zehn größten Landkreisen in Bayern. Exemplarisch für die Bemühungen in der Region gab es einen Einblick in die Initiativen der „ILE Vorderer Bayerischer Wald“. Der Zweckverband zur Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) fördert unter anderem die Direktvermarktung von regionalen Erzeugnissen und arbeitet in den Bereichen Energie, Klima und Kultur zusammen.
Auf der Tagesordnung standen darüber hinaus die Chancen und Herausforderungen eines Stadt-Land übergreifenden Mobilitätskonzepts. Dass der Großraum Regensburg zu den Regionen Bayerns mit dem stärksten Wachstum zählt, schlägt sich auch im Individualverkehr wieder. Die Gäste aus dem Landkreis Würzburg interessierten sich insbesondere für die praktische Umsetzung des Mobilitätskonzepts: den Schritt von der Empfehlung zur politischen Entscheidung, der in Stadt und Landkreis Regensburg gerade gegangen wird.


Regensburgs Fazit zum Katholikentag

Mit Spannung war auch der Erfahrungsaustausch zur Ausrichtung des Katholikentags erwartet worden. Alle zwei Jahre ist eine andere deutsche Stadt Austragungsort dieses Großereignisses. 2014 war es Regensburg, 2026 soll es Würzburg sein. Gastgeber ist das jeweilige Bistum, doch bei der Planung und Durchführung sind wegen der großen Anzahl an Besucherinnen und Besuchern auch Stadt und Landkreis gefragt. Das Resümee der Regensburger Landkreis-Kollegen: Eine Herausforderung, aber auch eine Werbung für den Veranstaltungsort und damit die Region sei der Katholikentag gewesen.

Abgerundet wurde der Bürgermeisterausflug an Tag zwei mit einem Besuch des Hauses der Bayerischen Geschichte und einer Einkehr im Kloster Weltenburg im Landkreis Kelheim, das hinter seinen dicken Mauern die älteste Klosterbrauerei der Welt beherbergt.

Landrat Thomas Eberth und die teilnehmenden Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zeigten sich erfreut von den zwei erlebnisreichen Tagen und vor allem von der Möglichkeit, sich auszutauschen und zu vernetzen. „Wenn wir eng und unkompliziert zusammenarbeiten, wird bei uns eben nichts auf die lange Bank geschoben“, zog Eberth ein zufriedenes Fazit. „Wir wollen weiter im Miteinander für die Bürgerinnen und Bürger arbeiten und dazu dient auch solch ein Erfahrungsaustausch.“